Die staatstreue Linke
Diskussion zwischen Michael Kronawitter und Gerhard Hanloser
Stay at home, Abstand halten, Durchimpfen, gemeinsam gegen Corona: Die Linke hat sich eifrig bemüht, den staatlichen Anordnungen im Namen der Seuchenbekämpfung Folge zu leisten oder gar noch zu übertreffen. Man berief sich auf die Solidarität, fragte aber nicht, ob es eine andere als die von oben verordnete geben könnte. Auf Abstand ging man auch zur Kritik der Gesellschaft und wer nicht dem linken »Zero Covid«-Konsens folgte, galt schnell als verdächtig. Zur Angstmache, zum autoritären Staatsumbau, zum privatisierten Gesundheitssystem, zu Big Pharma hatte man in der Folge ebenso wenig zu sagen wie zu Digitalisierung, Überwachung und zur permanenten Zerstörung des gesellschaftlichen Lebens.
• Schankwirtschaft Laidak • Boddinstr. 42/43 • Berlin-Neukölln
• Mittwoch, 22.6.2022 • ab 19:30
Tatsächlich fiel die Diskussion kontrovers aus und endete in einem heftigen Disput. Der Dissens wurde festgehalten. Als Referent und Diskutant machte ich deutlich, dass ich weder der positiven Umkodierung des Verdikts "Verschwörungstheoretiker" etwas abgewinnen kann, noch den verstiegenen Meinungen, wonach die Pandemie ein "fake" sei, eine "Gesundheitsdiktatur" herrsche, Maskentragen des Teufels und ein Zeichen von Unterwürfigkeit sei. Dies überstrahlte manche Gemeinsamkeit, die u.a. darin besteht, die Mehrzahl der Linken als konformistisch und opportunistisch wahrgenommen zu haben. Welten liegen und lagen zwischen dem Kapitalismus-Begriff, dem Staatsbegriff, dem Zugang zu einer ideologiekritischen Zeichnung der Wirklichkeit, wie ich sie vornehme - und wie es Michael Kronawitter sowie einer erdrückenden Mehrheit des (sehr gereizten) Publikums passend erscheinen mag. (G.H.)